Gastbeitrag von Elke Lepper, Königsberg

Es war einmal eine Pfarrgemeinde, da wurde die Christmette am 1. Weihnachtsfeiertag morgens um 5.00 Uhr gefeiert. Die ersten Gläubigen kamen bereits um 4.00 Uhr(!), wer später kam, konnte kaum noch einen Sitzplatz vorfinden. Um 5.00 Uhr war die Kirche voll von Gläubigen.

Es war einmal eine Pfarrgemeinde? Diese Pfarrgemeinde war die Gemeinde Königsberg, in der all dies geschah, was heute wie ein Märchen klingt.

Die Gläubigen jener Tage lebten ihren Glauben aktiv mit der Kirche, glaubten fest daran, in den Gottesdiensten die Gnade und Kraft zu erhalten, die sie für den Alltag stark machten.

Es war einmal – oder doch kein Märchen?

In Königsberg wurde auch in diesem Jahr wieder um 5.00 Uhr die Christmette gefeiert.

Damit setzt sich eine Tradition fort, die seit der Zeit der frühen Kirche und der Installation des Christgeburtsfestes im 4. Jahrhundert besteht.  Ob dies aber so bleibt, ist allein Sache der Königsberger Gläubigen. Wenn immer weniger diesen Gottesdienst besuchen, wird es ihn eventuell in naher Zukunft nicht mehr geben und eine weitere schöne Tradition aufgegeben.     

Wie im Erzgebirge und in einigen mittel- und süddeutschen Gemeinden ist bis heute ein Gottesdienst im Morgengrauen des ersten Weihnachtstages die wichtigste Feier. Die Christmette um 5.00 Uhr erinnert damit an ihren wörtlichen Ursprung im lateinischen „matutinus“, dass „morgendlich“ bedeutet.

Der Brauch, dem eigentlichen Weihnachtsfest am 24. Dezember die Bescherung, jenen heutzutage fast wichtigsten Teil der Feiertage, vorzuschalten, ist jüngeren Datums. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde im Morgengrauen des 25. Dezembers, nach der Rückkehr von der Christmette, beschert. Mit dem heutigen Gebaren des ausgiebigen Essens und Trinkens mit nachfolgender Bescherung, dem sich – bestenfalls – noch ein Besuch der Mitternachtsmette und dem Ausschlafen am ersten Weihnachtsfeiertag anschließt, hat das wenig zu tun. Die meisten Kirchen legten deshalb die Metten einfach auf den Nachmittag vor der Bescherung, um wenigstens den Anschein von Tradition zu wahren.

In der Königsberger Kirchenchronik kann man nachlesen:

„…wie hier noch seit alten Zeiten her das heilige Weihnachtsfest gefeiert wird.

Wird am ersten Weihnachtstage früh nach vier Uhr bei erleuchteter Kirche ein Frühgottesdienst gehalten in welchem das h. Abendmahl (muss an gegen 150 Personen) ausgetheilt werden. Vor der Predigt wird das alte Lutherlied: Vom Himmel hoch, da komm ich her“ gesungen. Der Gottesdienst, welcher gegen Tagesanbruch zu Ende ist, gehört zu den schönsten und der Gemeinde liebsten im ganzen Jahr. – Wer solche schöne Sitte abschafft, der sei anathema Maharam motha! (I. Cor. 16,22)“ (dem schärfsten, ja ewigen Bann unterworfen)“. 

Das linke Foto zeigt die Hirten vor dem Dünsberg. Im rechten Bild sind die Heiligen Drei Könige vor Vetzberg und Gleiberg zu sehen.

Foto oben aus Artikel von Elke Lepper, kleine Fotos: Ausschnitt aus großem Foto, Ev. Renell

Über die Geschichte der Königsberger Kastenkrippe folgt demnächst ein eigener Artikel.



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