In seinem neuen Buch „Buchenleben“ lässt Peter Wohlleben eine alte Buche selbst
aus ihrem über 200 Jahre langen Leben erzählen.
In seinem neuen Buch „Buchenleben“ lässt Peter Wohlleben eine alte Buche selbst aus ihrem über 200 Jahre langen Leben erzählen. Zu dieser Buche hat der Autor eine persönliche Beziehung, steht sie doch nur wenige Meter von seinem Haus entfernt. Er besucht sie täglich.
Die Buche schildert, was sie alles erlebt hat, mit Menschen. Tieren, Unwettern und Trockenheit. Mit ihrer Buchenfamilie, aber auch mit den Baumnachbarn. Sie schildert ihr Wachstum, die erste Blüte, hier als die erste Liebe gesehen, die Fülle von Früchten nur alle 5-7 Jahre, um Rehe und Wildschweine im Zaum zu halten. Junge Buchen werden deren Opfer; und von 1 Millionen Bucheckern schafft es eine bis zum alten Baum. Bodenlebewesen, die nur „vorbeihuschen“, lebt die Buche doch in einer anderen Zeitempfindung. Die Kommunikation über Wurzeln, die von Pilzen erzeugt wird, das wurde schon in früheren Büchern von Wohlleben zum Thema gemacht, aber auch die Nachrichten aus der Umgebung mittels Düften, die signalisieren, ob andere Bäume Hilfe brauchen. Bäume können sogar Regen herbeirufen. Die Bäume einer Art, aber auch die Bäume untereinander unterstützen sich im Austausch von Zucker und Wasser. Starke helfen den Schwächeren.
Was hier auf 240 Seiten beschrieben wird und wie Märchen oder fauler Zauber klingt, dem stehen hundert weitere Seiten wissenschaftliche Belege bei. Eingeleitet wird dieser Abschnitt mit einem Zitat des Biologen und Philosophen Andreas Weber von 2018 „Zurück zu beseelten Natur- Plädoyer für einen Perspektivwechsel.“ Zum Beispiel wird das Hören oder Sehen von Pflanzen mit Veränderungen des Zucker- oder Hormonhaushaltes belegt.
Ich finde das Buch sehr gut recherchiert, aber es kommt nicht als trockener Vortrag daher. Die Form einer Autobiographie der Buche – mit Wohlleben als Ghostwriter – ist doch recht originell.
Der Verlag hat das Buch schön gestaltet. Hilfreich sind die zwei Lesebändchen, so dass man gut zwischen dem erzählerischen und dem wissenschaftlichen Teil hin und her blättern kann. Auflockernd wirken wenige Schwarz-weiß-Fotos sowie die ganz entzückenden Zeichnungen von Mascha Greune.
In der Büchertreppe Wettenberg hat Frau Loh das Buch vorrätig. Es kostet 23.€. Ein Teil des Erlöses dient der Unterstützung des Buchen-UrwaldProjektes von Wohllebens Waldakademie in der Eifel.
Fotos Eveline Renell